Die Kärwa - Großreuther Kärwa

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Die Kärwa

Vorstellung
Hin und wieder werden die momentan aktiven Kärwaboum und Kärwamadla von Großreuth b. Schweinau etwas verdutzt angesehen, wenn sie auf fremden Kirchweihen außerhalb der Stadt oder im Knoblauchsland mit ihren T-Shirts auflaufen.
       
Zum Teil kann man den Leuten das wohl nicht einmal verdenken, schließlich  ist aus dem einstigen schönen Dorf Großreuth innerhalb der letzten ca. 50 Jahre eines der modernsten und teuersten Wohngebiete Nürnbergs geworden, zudem haben es "Nicht-Knoblauchsländer" traditionell eh schwerer, um als "gscheide Kärwa" anerkannt zu werden. Nicht zuletzt, da sich im Knoblauchsland fast ein jeder kennt und man hier im Nürnberger Westen doch recht abgeschnitten von deren Kirchweihen und Zusammenhalt ist. Nicht viel deutet beim Durchqueren unseres Stadtteiles darauf hin, dass es hier vor Jahren wirklich noch Höfe mit Pferden und anderem Vieh gab und auch heutzutage von einigen Personen hier noch richtig Tradition gelebt wird.

Doch wer sich einmal am ersten Juli-Wochende die Zeit nimmt die Großreuther Kirchweih zu besuchen und durch die noch fast komplett erhaltene "alte Walleinsteinstraße" schlendert wird schnell feststellen, dass auch hier noch ein Hauch von ländlichem Flair gegeben ist und wir, soweit es uns möglich ist, eine Kirchweih mit den guten alten Bräuchen ausrichten.


Geschichte der Kärwaboum und Kärwamadla

Die  Geschichte der Großreuther Kirchweih und somit auch der Großreuther  Kärwaboum und Kärwamadla geht weiter zurück, als die meisten wohl  denken. Leider konnten wir nicht herausfinden, wann genau die erste Kirchweih in Großreuth stattfand, sicher jedoch ist, dass bereits vor  dem 2. Weltkrieg eine Kirchweih in Großreuth abgehalten wurde. Es dürfte  um 1938 gewesen sein, als die Kirchweih auf Grund der Zustände im Land,  unter anderem wurden die jungen Burschen teilweise zum Dienst an der  Waffe eingezogen, für längere Zeit unterbrochen wurde.

Erst um 1946 ergriffen einige der Großreuther Kriegsheimkehrer die Initiative und fingen wieder an, eine Kirchweih zu organisieren.

Zu dieser Zeit wurde die Kirchweih allerdings nicht, wie heutzutage üblich, in einem Festzelt ausgerichtet. Stattgefunden hat sie im Saal des heute als "Gasthaus Rottner" bekannten Restaurants. Leider spielten mehrere Faktoren, unter anderem die Tatsache, dass es erhebliche  Nachwuchsprobleme gab, zusammen und so gab es bereits nach wenigen Jahren die ersten Schwierigkeiten bezüglich der Kirchweih. Die Nachwuchsprobleme lassen sich wohl u.a. dadurch erklären, dass die  Großreuther Jugend in den 50ern eher dem Mopedfahren und dem durch die Amerikaner ins Land gebrachten Rock'n Roll zugeneigt waren, als der Brauchtumspflege und guter alter Blasmusik.

Der Bruch in den 50ern, Neuanfang 1978

Dies hatte zur Folge, dass die Kärwa in Großreuth erst einmal auf Eis gelegt wurde, was eine leider sehr lange andauernde kirchweihlose Phase in  Großreuth nach sich zog. In den folgenden Jahren besuchten diejenigen, die trotzdem nicht auf Kirchweih verzichten wollten, unsere Nachbarn in Kleinreuth. Erst 1978 ergriffen einige Mitglieder des Fußballvereins ATV, allen voran Rudi Meinecke, die Initiative und wollten, ohne jegliche Erfahrung, wieder eine Kirchweih in Großreuth organisieren.

Bereits vor 1978 gab es beim ATV alljährlich eine Sonnwendfeier. Da die Großreuther Kärwa in den Memoiren nur 8 Tage nach der geplanten Sonnwendfeier stattgefunden hätte, wurde die bereits bestehenden Sonnwendfeier quasi mit der Kärwa verschmolzen. In diesem ersten "Kärwaversuchsjahr" 1978 wurde also zum ersten mal seit Jahren eine Kärwa in Eigenregie organisiert, nicht zuletzt da der damalige Vergnügungwart des ATV, Wolfgang Hofer, keine Mühen scheute, um die  Kärwa zu einem Erfolg werden zu lassen. Leider lief es, zumindest  finanziell, alles andere als erfolgreich. Nach der Kärwa stand statt einem Gewinn ein Defizit in den Büchern. Da dieses neue Kärwafest bei der Bevölkerung aber trotzdem sehr gut ankam, wollte man auch ein Jahr später die Kärwa weiterführen. Um kein finanzielles Risiko mehr zu  tragen, wurde ab 1979 der Festplatz auf dem ATV-Gelände an Schausteller und Festwirt verpachtet. Die erste "richtige" Kärwa nach dem ersten Versuch 1978, diese in Eigenregie zu organisieren, fand also 1979 statt.

Die Kärwa nach 1979

Zum Kärwaausklang 1979 saßen einige Großreuther, unter anderem die Ur-Großreuther Georg Kleinlein, Peter Lößel, Fritz Käser, eben erwähnter Rudi Meinecke und ein junger Gärtner namens Friedrich Pawlitzi zusammen und diskutierten in Alkohollaune darüber, dass es doch schön wäre ab dem nächsten Jahr auch wieder einen Kärwabaum aufzustellen, jetzt wo sich die Kärwa zu etablieren schien. Natürlich war man sich einig, dass man dann auch wieder Kärwaboum bräuchte, so wurden die Großreuther Kärwaboum also an diesem Kärwausklang 1979 wieder ins Leben gerufen. Nachdem die Idee der Wiedergründung der Kärwaboum im nüchternen Zustand zunächst eher in Vergessenheit geriet, rief unerwartet 6 Wochen vor der Kärwa 1980 ein gewisser Peter Mages bei Rudi Meinecke an um zu erfragen, was denn nun aus dieser Idee geworden ist. Binnen kürzester Zeit wurde dann ernst gemacht und dank der Tatsache, dass Rudi Meinecke beim ATV sehr bekannt war, war es kein großes Problem, weite Teile der "ATV 2a" als erste Kärwaboum seit Wiedereinführung zu gewinnen. Eine witzige Anekdote nebenbei: Georg Kleinlein machte seine Mitwirkung bei der Großreuther Kärwa davon abhängig, das jeden Kärwatag die Kapelle Jackl  Strobl spielt, dies wurde sogar dem Festwirt zur Auflage gemacht! So traten also 1980 zum ersten Mal wieder Kärwaboum in Erscheinung, was bis heute beibehalten wurde. Im ersten Jahr wirkte einiges natürlich noch recht provisorisch, so dauerte das Aufstellen eines etwa 20 Meter großen Baumes beim ersten Mal auch noch Stunden, doch im Laufe der Jahre gewannen die Leute natürlich an Erfahrung und mittlerweile sind die diversen traditionellen Bräuche einer Kirchweih eine Selbstverständlichkeit. Eben erwähnter Gärtner mit dem Namen Friedrich  Pawlitzki war es dann auch, der ab diesem Jahr bis heute immer für die Erstellung der Baumkränze zuständig war, ab etwa Mitte/Ende der 80er für viele Jahre Hauptorganisator der Großreuther Kirchweih war und bis heute mithilft, wo es nur geht. Nicht zuletzt deswegen haben wir uns 2008 entschlossen, ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen.

Zu erwähnen sei auch, dass die Tracht, die in Großreuth traditionell aus schwarzer Hose, weißem Hemd, Schürze, Roter Weste und Hut bestand in den ersten Jahren ab 1980 aus finanziellen Gründen nur aus weißem Hemd, rotem Halstuch und Hut bestand. Es dauerte einige Jahre, bis die traditionelle Tracht wieder komplett eingeführt wurde. Auch wurden statt den traditionellen schwarzen Hosen sogar Jeans getragen, welche aber Anfang der 90er wieder durch die schwarzen Hosen abgelöst wurde. "Gott sei dank", sagen sich die jungen Kärwaboum heutzutage, denn das sieht ja auch viel besser aus.

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